Gehören Sie auch zu den Menschen, die schlecht mit Kritik umgehen können und als Angriff auf Ihre Persönlichkeit interpretieren? Sind Sie ein Mensch, der bereits beim Gedanken an ein kritisches oder bewertendes Gespräch nach Ausflüchten und Umwegen sucht, um der Situation aus dem Weg zu gehen? Menschen, die schlecht mit Kritik umgehen können, ist es egal, von wem die Kritik kommt. Es bleibt ein Gefühl der Kleinheit und Schwäche, ein Gefühl der inneren Demütigung. Kritik verletzt Sie, aber genau das mögen Sie nicht gerne zugeben.
Ursachen von mangelnder Kritikfähigkeit
Wer Kritik nicht vertragen kann, hat nicht gelernt, dass Fehler machen nicht den Untergang der Welt bedeutet und auch nicht den Untergang ihrer persönlichen Integrität. Kritik wird zu persönlich genommen und als persönlicher Angriff interpretiert. Ist dann noch das Selbstvertrauen gering ausgeprägt, können Kritikgespräche, Gefühle von Kleinheit, Ungerechtigkeit, die Angst es niemandem recht machen zu können, Anschub leisten. Mussten Sie als Kind Ihre Bedürfnisse zurückstecken, hatten Sie stets den Eindruck, andere (Geschwister) würden bevorzugt? Konnten Sie als Kind Ihre Wünsche schlecht äußern oder wurden Ihnen eigene kindliche Bedürfnisse nicht gewährt?
In solchen Familien wurden kleinste Fehler kritisiert oder mit Androhung von Strafe belegt. Kritik bekam also den Beigeschmack von Schwäche und Angst. Bei einigen kommt noch das Gefühl von Schuld und Scham dazu, den Anforderungen der Eltern nicht genügt zu haben.
Kritik löst bei Ihnen Gefühle aus, die von früher bekannt sind und als „negativ“ in Ihrem Unterbewusstsein abgespeichert worden sind. Es sind Gefühle, für die Sie (noch) keine adäquate Verarbeitung entwickelt haben.
Schlechte Reaktion auf Kritik
In bedrohlichen Situationen werden Muster aus dem Stammhirn aktiv: Flucht, Angriff oder Totstellen. Bei einem gerechtfertigten Kritikgespräch ist keine dieser drei Reaktionen zielführend. Angriff (Schauspielerei) macht auf Dauer müde und mündet in Überforderung. Flucht funktioniert nicht und Totstellen bedeutet, dass Sie alles über sich ergehen lassen. Alle drei Muster verhindern eine objektive Auseinandersetzung mit Kritik und eine Auseinandersetzung mit sich selbst.
Behandlungsansätze
Sie werden sich sicherlich an Situationen erinnern, in denen Ihnen Wünsche ausgeschlagen wurden, Lob ausblieb und Fehler Anlass zu Vorwürfen dienten. Die Erinnerung daran, zu schwach gegenüber einem dominanten Elternteil wird negative Gefühle hervorrufen. In diesem Zusammenhang ist die Erkenntnis wichtig, dass Sie als Erwachsener über Kompetenzen verfügen, die Ihnen als Kind noch nicht zur Verfügung gestanden haben.
Die Trennung von sachlicher und persönlicher Kritik ist eine Erkenntnis, die nicht deutlich genug gesagt werden kann. Sachliche Kritik geht in Ordnung, sachliche Kritik dient Ihrer Entwicklung. Denkmuster, mit denen konstruktive Kritik persönlich genommen wird, werden wir verändern.
Sie haben das Recht auf eigene Meinung
Sie werden lernen, auf Kritik angemessen zu reagieren. Nicht unterwürfig, sondern durch eine Antwort in der „Ich-Form“. Sagen Sie Ihrem Gegenüber, dass er mit seiner Kritik Recht hat (wenn es so sein sollte), aber sagen Sie auch deutlich Ihre Sicht der Dinge, wenn die Kritik unangemessen oder falsch ist. Wenn es in eine offene Auseinandersetzung ausartet, sagen Sie STOPP. Es wird Sie nicht weiterbringen. Beenden Sie das Gespräch und suchen Sie einige Zeit später erneut den Kontakt zur Aussprache.
Innerhalb der Behandlung werden wir neben kognitiven Umstrukturierungen, konfrontativen Ansätzen und emotionsfokussierten Methoden auch in kleinen Rollenspielen Situationen üben.
Haben Sie Fragen oder wünschen Sie einen Termin, kontaktieren Sie mich.