Abgrenzung lernen

Abgrenzung lernen

Sich schlecht abgrenzen zu können, bedeutet, dass Probleme und Anliegen Dritter zu eigenen Problemen gemacht werden. Damit geht das Gefühl von emotionaler Gefangenheit bis hin zu Schuldgefühlen einher. Sie übertragen die Probleme von anderen auf sich und bieten Hilfe an, ohne darum gebeten geworden zu sein. Sie fühlen die Sorgen der anderen selbst, aber setzen sich nicht mit den eigenen „Baustellen“ auseinander. Im weiteren Verlauf werden die eigenen Wünsche zurückgesteckt, Abgrenzung wird als negativ-egoistisch eingestuft.

Probleme, die dabei entstehen können

Betroffene erkennen Ihre Verhaltensweisen lange nicht als Problem. Sie sind der Meinung, alles richtigzumachen, wenn Sie helfen und mitfühlen. Sie merken nicht, dass Ihre Hilfsbereitschaft mit der Zeit missbraucht wird. Für das Umfeld der „Immer-Erreichbare“, der „Helfer“ zu sein bedeutet einen großen Zeit- und Energieverbrauch, der zu Erschöpfung und Reizbarkeit führen kann. Auf Dankbarkeit werden Sie lange warten müssen.

Da die Hilfsbereitschaft gelegentlich gar nicht erwünscht ist und entsprechend nicht gewürdigt wird, können sich Enttäuschung und Frust einstellen. Indem Sie sich anderen verpflichtet fühlen, binden Sie Ihr Selbstbild an diese Personen. Diese Personen fungieren dadurch zur Aufrechterhaltung Ihres Selbstwertes. Es entsteht eine Abhängigkeit zu diesen Personen. In manchen Fällen kann sich bei den Anderen eine Co-Abhängigkeit gegenüber Ihnen entwickeln. Der Verlust solcher Bindungen wird als bedrohlich wahrgenommen. Es wird alles unternommen, um die Bindung aufrechtzuerhalten, denn dadurch behalten Sie Ihre Integrität.

Zusammenhänge

Wenn Kinder in jungen Jahren Vater- oder Mutterersatz waren, also in Rollen hineinschlüpften, die sie hinsichtlich ihres Alters überforderten, kann es zu einer „Rollenumkehr“ kommen. Mädchen übernehmen die Rolle der Mutter, Söhne die Rolle des Vaters. Letztlich sind es Tätigkeiten und Verantwortungen, die ein Kind überfordern.

Dies tritt bei traumatisierten Eltern, bei Alkoholikern, psychisch kranken Eltern und oft bei Eltern in Trennungszeiten auf. Dem Kind wurde ein Stück unbeschwerter Kindheit genommen. Gleichzeitig entwickelt sich ein Muss-Gefühl, unentbehrlich zu sein, um das Familiengefüge zusammenzuhalten. Manche Kinder verlernen, Ihre eigenen Wünsche mitzuteilen. Sie stehen sozusagen „zwischen den Stühlen“. Diese Rolle ist schwer abzulegen. Das eigene Autonomiestreben wurde gestört und mit Scham belegt. Betroffene kommen zum Ergebnisse, eigene Wünsche zu haben, sei schlecht und egoistisch.

Therapeutischer Ansatz

Zunächst ist Ihre Vergangenheit zu beleuchten, ob Phasen des Rollentauschs stattgefunden haben. Die Energie des Lebens dürfen Sie für sich selbst nutzen, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Mit dem Maß, wie Sie anderen Ihre Entscheidungen und Schwächen eingestehen, werden Sie Ihre eigenen Bedürfnisse fühlen lernen. Ein gesundes Maß an Egoismus ist auch für Sie gut und darf auch so wahrgenommen werden.

Botschaft:

„Du bist vollständig und genügst dir selbst. Dein Lebensumfeld ist aber auch vollständig und genügt sich; deine Rolle besteht darin, deine Arbeit mit Freude und Professionalität zu gestalten.“

Zitat Christoph Krüger